ECSS 2022: Update 02.09.2022

So schnell vergeht die Zeit und der letzte Tag des Kongresses ist da. Dieses Mal sind es nur 3 Tage voller neuer sportwissenschaftlicher Informationen. Auch heute ein kleiner Einblick von mir.

Starten möchte ich mit einer Session zu Sport im virtuellen Raum, bzw. zu online Spielen, die unsere Aktivität zu Hause fördern sollen. Gerade mit der Covid Pandemie suchten Sportwissenschaftler nach alternativen Methoden, um die sportliche Leistungsfähigkeit zu messen und eine virtuelle Trainingsumgebung ist eine dieser Möglichkeiten. Die Computerrealität soll ein Gefühl der Zusammengehörigkeit vermittelt; an einem Ort mit ggf. anderen zu sein. Inzwischen gibt es einige Software, die diese Umgebung zur Verfügung stellen und in der man mit anderen Sportlern interagieren kann. A. Edwards aus England stellte eine Studie vor, die weltweit in einer virtuellen Welt durchgeführt wurde. Es wurde festgestellt, dass die Reproduzierbarkeit sehr hoch war. Daraufhin bekamen Studienteilnehmer rote Beete Saft oder ein Placebo. Doch die Leistung der Radfahrer zeigte keine Unterschiede, was nicht mit anderen Studien übereinstimmt. Insgesamt kann man jedoch festhalten, dass eine virtuelle Plattform eine hohe Reproduzierbarkeit der Leistung beim Radfahren zeigt, die Möglichkeit viele Studienteilnehmer zu rekrutieren und geringe Kosten aufweist. Die Herausforderung die Leistung mit Ernährung zu beeinflussen bleibt jedoch noch bestehen.

Auch C. Lamoth aus den Niederlanden zeigte, dass Exergames eine gute Möglichkeit darstellen körperliche Aktivität aus der Ferne zu messen. Hier wurden verschiedene Beispiele, vorwiegend auch für ältere Menschen, vorgestellt, wie z.B. Eislaufen bei dem das Gewicht von rechts nach links bewegt werden musste, um auf einem virtuellen Fluss vorwärts zu kommen und verschiedene Hindernisse zu umfahren.

Einen weiteren Einblick möchte in das Gebiet der Epigenetik geben und die Unterschiede zwischen Frauen und Männern (Präsentation von N. Eynon aus Australien). Leider ist bis heute festzustellen, dass in wissenschaftlichen Studien Frauen unterrepräsentiert sind, was es vor allem in der Sportwissenschaft schwierig macht gezielte Aussagen zu treffen. Die Epigenetik bestimmt, wie die Zelle ihre genetischen Informationen nutzt, um ihre Funktion zu erfüllen, ohne den Code dieser genetischen Informationen zu verändern. Das Epigenom regiert empfindlich auf viele Umwelteinflüsse; die Skelettmuskulatur im speziellen auf Bewegung. Es bleibt festzuhalten, dass Sport viele Veränderungen auf Omics Level (Das Wort Omics bezieht sich auf einen Bereich der Biowissenschaften, der auf -omics endet, wie Genomics, Transcriptomics, Proteomics oder Metabolomics) induziert. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen einen starken Effekt im Epigenom der Skelettmuskulatur.

Heute habe ich auch einen Poster-Session zum Thema Coaching und Führung geleitet. Die Präsentationen waren bunt durchmischt, es waren viele Leute da und es war eine schöne Stimmung unter denjenigen, die vorgestellt haben. Damit möchte ich auch den Tag schließen.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die Sportwissenschaft bieten Und nun werde ich meine neuen Erkenntnisse und Erfahrungen mitnehmen und dort einsetzen, wo es sinnvoll ist.

Angelika FriedelKommentieren
ECSS 2022: Update 01.09.2022

Auch heute wieder ein kurzes Update von meiner Seite. Wie immer bin ich sehr begeistert auf dem ECSS zu sein und diesmal ist es wunderschön, dass es mal nicht online ist (obwohl ich online auch sehr schätze) - das merkt man fast jedem hier an. Aber nun zu ein paar Insights von meiner Seite.

Ein Vortrag aus dem Bereich “Altern”. Bei dem Vortrag von R. Marshall aus England ging es in seiner Studie um ein Training mit elastischen Bändern. Das Thema fand ich besonders spannend, da ich diese Bänder teilweise auch in meinem Training einsetze. Krafttraining ist bekannt dafür, dass es im Altersgang die Muskelmasse und -kraft erhält. Es sollte untersucht werden, ob diese Bänder dafür auch eingesetzt werden können. Es wurden wieder jüngere und ältere Männer in die Studie involviert, doch Effekte konnten nur in jüngeren nachgewiesen werden. Vielleicht ist der Aufbau der Muskulatur im Alter beeinträchtigt oder die Belastung durch das Band zu gering, die Zeit zu kurz oder das Volumen nicht ausreichend.

Ein weiterer Vortrag, den ich persönlich für mich und auch für meine Kunden sehr interessant fand, war von S. Sipilä aus Finland. Sie sprach über Sexualhormone und deren Einfluss auf unsere Skelettmuskulatur und fokussierte in ihrem Vortrag auf Frauen in der frühen oder späten Menopause und über Hormon-Ersatz-Therapie. Unsere Muskelkraft, -leistung und -masse reagieren sehr sensitiv auf die Hormonänderungen in der Menopause und ein Verlust kann schon in der frühen Phase der Umstellung beobachtet werden. Dies kann mit dem Einsatz einer frühen Hormon-Ersatz-Therapie entgegengewirkt werden. Aber auch hier zeigt es sich wieder, dass Frauen, die früher schon aktiv waren auch nach der Menopause bessere körperliche/physische Aktivität zeigen. Bewegung hilft auch hier wieder die negativen Einflüsse des hormonellen Alterns zu verzögern.

Eine Sitzung zu der eingeladen wurde beschäftigte sich heute mit dem Thema Laktat (ich hörte die Vorträge von C. Thomas aus Frankreich und D. Bishop aus Australien). Bisher wurde Laktat im Körper in Bezug auf Sport eher kritisch betrachtet. In dieser Session wurde Laktat neu beleuchtet und dargestellt, dass es ein entscheidender Faktor im Stoffwechsel darstellt. Die vorgestellten Studien zeigten, dass Laktat in Zellen, Mäusen und in Menschen verschiedene metabolische Gene und Faktoren in einer dosisabhängigen Weise beeinflussen. Dies wiederum führt zu Effekten auf die mitochondriale Biogenese.

Heute Abend wird noch ein Lauf im Rahmen des Kongresses stattfinden - das ist auch immer ein sehr schönes Event, bei dem man auf andere Weise Menschen kennenlernen kann. Der Lauf ist ein 5 km Gedächntnislauf zu Ehren von Professor Bengt Saltin, einem Gründungsmitglied des ECSS, nachdem der Lauf auch benannt ist.

Angelika FriedelKommentieren
ECSS 2022: Update 31.08.2022

Der ECSS Kongress ist offiziell gestartet. Seit heute morgen werden Vorträge in den unterschiedlichen Bereichen der Sportwissenschaft gehalten.

Natürlich kann ich hier nur ein paar Vorträge präsentieren, die ich selbst gehört und gesehen habe. Bei so viele Vorträgen in verschiedensten Gebieten muss man eine Auswahl treffen. Somit kann ich nur einige reflektieren. Ansonsten würde das den Rahmen hier sprengen.

Start war um 8.30 Uhr mit einer Plenary Session zum Thema Bewegung und die Gesundheit unseres Gehirns. Die Anzahl der Demenzerkrankten steigt von Jahr zu Jahr an. In der Plenary Session wurde mal wieder gezeigt, wie wichtig intensives Training für uns und im speziellen für unsere Gehirngesundheit ist. Der altersbedingte Abbau des Gehirns ist allgegenwärtig und die Medizin hat bisher keine wirkungsvollen Ansätze zur Verbesserung unserer neurokognitiven Gesundheit. K. Erickson aus den USA zeigte heute in seiner Präsentation, dass Laufen über einen längeren Zeitraum (0,5 - 1 Jahr) das Volumen des Hippocampus im Gehirn bei älteren Personen positiv beeinflussen kann. Das Volumen wächst. Dies konnte z.B. bei einem Stretching Programm nicht gezeigt werden. Viele Fragen bleiben aber dennoch offen: Wie lange halten die Trainingseffekte an? Welcher Sport ist am effektivsten? Und wie viel Sport benötigt man?

Ein weiterer Einblick in einen ganz anderen Bereich. S. Leal de Santos aus Portugal sprach über die Förderung von Kreativität in Kindern. Kreativität ist eine Fähigkeit, um die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts zu gestalten und ein Schlüsselmerkmal des Unterrichts. Ihre Intervention soll soziale und emotionale Fähigkeiten wie kreatives Denken und Kreativität in der Bewegung/im Sportspiel entwickeln. Dazu wurde die sogenannte Skills4Genius Studie mit 2000 Grundschulkinder präsentiert. Dabei sollen neue Strategieren für kreatives Denken für Lehrer und Trainer entwickelt werden. Nach dem Lösen einer z.B. kreativen Zeichenaufgabe, ging es dann in die Bewegung. Es macht z.B einen großen Unterschied, ob die Kinder selbst ihre Sportgeräte basteln oder Masken aufbekommen, die ihnen im Spiel “Superkräfte” verleihen.

Im Bereich der Ernährung stellte W.J.H. Hermans aus den Niederlanden in seiner Studie die Effekte von Quark auf die Muskelproteinsynthese vor. Proteinkonzentrate erhöhen die Muskelproteinsyntheserate, wobei Sport die anabole Zufuhr noch weiter verstärkt. Die Untersuchung wurde in jungen und älteren Männern durchgeführt und es konnte gezeigt werden, dass mit der Proteineinnahme (30 g Quark) in Ruhe und mit Training die Muskelproteinsynthesesrate in beiden Gruppen anstieg. Vermutlich macht es keinen Unterschied, ob die Proteine über Quark oder auch über z.B. Milch zugenommen werden.

Einen für mich interessanten Vortrag möchte ich hier noch erwähnen, da ich die Idee für diese Masterarbeit sehr faszinierend fand. B.L. van Son aus den Niederlanden hatte die Idee eine Drohne einzusetzen um das Tempoverhalten bei einem 1500m Lauf zu analysieren. Die Drohne sollte auch eine Rückmeldung an die Läufer sein, ob sie ihre vorgenommene Geschwindigkeit einhalten würden. Gerade bei 1500m Läufern ist die Einteilung der Zeit über das Rennen wichtig. Die Untersuchung wurde in 11 Nachwuchsathleten durchgeführt, die 4 x einen 1500m Lauf absolvierten. Während des Rennens versuchten sich diese an ihren persönlichen Tempoplan anzunähern. Die ersten Läufe waren zur Eingewöhnung und dann steuerten die Athleten erst selbst die Zeit und dann die Drohne. Diese wurde als Geschwindigkeitsvorgabe eingesetzt. Die Drohen kann das Lauftempo der Jugendlichen auf der Strecke beeinflussen und mit der Drohne halten die Läufer besser das vorgegebene Tempo.

Nun kann man etwas in die Zukunft spinnen, wie eine Drohne im Training oder als Trainer:in selbst eingesetzt werden kann. Vielleicht kann diese auch schon bald direkte Rückmeldung während des Laufs (oder in anderen Sportarten) an die Athleten geben. Die Entwicklungen in der Sportwissenschaft bleiben auf jeden Fall spannend.

Ernährung und das Sportlergehirn: Live vom ECSS - Satellite Symposium

Heute, bzw. schon gestern, startete der größte europäische Sportkongress (ECSS - European College of Sport Science). Dieses Jahr findet er in Sevilla, Spanien statt - das erste Mal wieder live vor Ort nach 2 Jahren Pandemie.

Der erste Tag ist gefüllt mit Satellite Symposien, die zu verschiedenen Themen stattfinden. Dieses Jahr sind das zum Beispiel “Physiologie und Biomechanik des Kanuslaloms”, “Relativer Energiemangel im Sport - von der Forschung zur Praxis” oder auch “Ernährung und das Gehirn: Das Sportlergehirn; Messung der Ermüdung und Überlegungen zur Ernährung”, was mich am meisten interessiert hat.

Dieses Symposium wird von GSSI (Gatorade) veranstaltet. “Auf diesem Symposium diskutieren führende Experten die neuesten sportwissenschaftlichen Forschungsergebnisse und praktischen Anwendungen sowie Ideen zur Weiterentwicklung des Bereichs der Sportphysiologie und Sporternährung.

Von der Bewegungskoordination bis hin zur Bestimmung der Reaktionszeit und vielem mehr sind die Eigenschaften des Gehirns oft ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Freizeit- und Spitzensportlern. Daher ist die Aufrechterhaltung oder Verbesserung der Funktion verschiedener kognitiver Bereiche während des Trainings ein wichtiger Aspekt der Sporternährung.”

Insgesamt gab es 4 Vorträge:

1) Mentale Ermüdung im Sport und in der Sportwissenschaft erkennen und ihr entgegenwirken von Bart Roelands, PhD, Vrije Universiteit Brussel

2) Auswirkungen von Koffein und phytochemischen Wechselwirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit von David Kennedy, PhD, Northumbria University

3) Gesundheit des Gehirns: Interdisziplinäre Ansätze zur Verbesserung unseres Verständnisses und unserer Praxis von Emma Stevenson, PhD, Universität Newcastle

4) Praktische Überlegungen zur Unterstützung der kognitiven Leistung und des Wohlbefindens von Athleten von Anu Koivisto-Mørk, MS, RD, Norwegian Sports Medicine Centre


Wer mehr zu den einzelnen Vorträgen erfahren möchte, kann auf der folgenden Seite pdfs mit Infos der einzelnen Präsentationen herunterladen (auf englisch).

z.B. hier: https://www.gssiweb.org/en/sports-science-exchange/Article/beyond-caffeine-for-mental-performance

Ich freue mich diese neuen Erkenntnisse in meinen Trainings einzusetzen.

Der Berg ruft...

Diese Woche bin ich in der Schweiz unterwegs und habe mal wieder einen Berg bestiegen - und zwar den Trubelstock . Spontan haben sich 2 Menschen gefunden, die mich begleitet haben. Wenn man mit “Unbekannten” unterwegs ist, weiß man nicht, auf was man sich einlässt. Aber wir konnten uns alle drei sehr gut anpassen und das Tempo zusammen gehen. Und ich war so stolz, dass wir alle am Gipfelkreuz angekommen sind. Der Ausblick war gigantisch und in alle Himmelsrichtungen atemberaubend.

Sport und Bewegung ist irgendwas, was uns Menschen verbindet. Und auf einer Bergspitze zu stehen löst in mir ein erhabenes Gefühl aus. Man kann auf dem Weg abschalten oder seinen Gedanken freien Lauf lassen und wenn man oben ist, hat man sich körperlich betätigt und seinen Geist befreit. Gleichzeitig noch andere Menschen auf einer Art und Weise kennenlernen, wie man es in einem Büro nicht tun würde.

Für mich ist das Berge besteigen einfach eine grandiose Art und Weise meine Freizeit zu verbringen und gleichzeitig noch zu trainieren. Und auch die Erholung am Abend oder bis in den nächsten Tag hinein gehören dazu.

Wir sollten viel mehr Möglichkeiten finden uns von der Arbeit in der Natur zu erholen. Nicht nur vor dem Computer sitzen oder daheim.

Ich kann nur sagen, dass es gut tut und es jeder mal ausprobieren sollte. Gerne nehme ich dich auch mal mit - melde dich einfach.