ECSS 2022: Update 31.08.2022

Der ECSS Kongress ist offiziell gestartet. Seit heute morgen werden Vorträge in den unterschiedlichen Bereichen der Sportwissenschaft gehalten.

Natürlich kann ich hier nur ein paar Vorträge präsentieren, die ich selbst gehört und gesehen habe. Bei so viele Vorträgen in verschiedensten Gebieten muss man eine Auswahl treffen. Somit kann ich nur einige reflektieren. Ansonsten würde das den Rahmen hier sprengen.

Start war um 8.30 Uhr mit einer Plenary Session zum Thema Bewegung und die Gesundheit unseres Gehirns. Die Anzahl der Demenzerkrankten steigt von Jahr zu Jahr an. In der Plenary Session wurde mal wieder gezeigt, wie wichtig intensives Training für uns und im speziellen für unsere Gehirngesundheit ist. Der altersbedingte Abbau des Gehirns ist allgegenwärtig und die Medizin hat bisher keine wirkungsvollen Ansätze zur Verbesserung unserer neurokognitiven Gesundheit. K. Erickson aus den USA zeigte heute in seiner Präsentation, dass Laufen über einen längeren Zeitraum (0,5 - 1 Jahr) das Volumen des Hippocampus im Gehirn bei älteren Personen positiv beeinflussen kann. Das Volumen wächst. Dies konnte z.B. bei einem Stretching Programm nicht gezeigt werden. Viele Fragen bleiben aber dennoch offen: Wie lange halten die Trainingseffekte an? Welcher Sport ist am effektivsten? Und wie viel Sport benötigt man?

Ein weiterer Einblick in einen ganz anderen Bereich. S. Leal de Santos aus Portugal sprach über die Förderung von Kreativität in Kindern. Kreativität ist eine Fähigkeit, um die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts zu gestalten und ein Schlüsselmerkmal des Unterrichts. Ihre Intervention soll soziale und emotionale Fähigkeiten wie kreatives Denken und Kreativität in der Bewegung/im Sportspiel entwickeln. Dazu wurde die sogenannte Skills4Genius Studie mit 2000 Grundschulkinder präsentiert. Dabei sollen neue Strategieren für kreatives Denken für Lehrer und Trainer entwickelt werden. Nach dem Lösen einer z.B. kreativen Zeichenaufgabe, ging es dann in die Bewegung. Es macht z.B einen großen Unterschied, ob die Kinder selbst ihre Sportgeräte basteln oder Masken aufbekommen, die ihnen im Spiel “Superkräfte” verleihen.

Im Bereich der Ernährung stellte W.J.H. Hermans aus den Niederlanden in seiner Studie die Effekte von Quark auf die Muskelproteinsynthese vor. Proteinkonzentrate erhöhen die Muskelproteinsyntheserate, wobei Sport die anabole Zufuhr noch weiter verstärkt. Die Untersuchung wurde in jungen und älteren Männern durchgeführt und es konnte gezeigt werden, dass mit der Proteineinnahme (30 g Quark) in Ruhe und mit Training die Muskelproteinsynthesesrate in beiden Gruppen anstieg. Vermutlich macht es keinen Unterschied, ob die Proteine über Quark oder auch über z.B. Milch zugenommen werden.

Einen für mich interessanten Vortrag möchte ich hier noch erwähnen, da ich die Idee für diese Masterarbeit sehr faszinierend fand. B.L. van Son aus den Niederlanden hatte die Idee eine Drohne einzusetzen um das Tempoverhalten bei einem 1500m Lauf zu analysieren. Die Drohne sollte auch eine Rückmeldung an die Läufer sein, ob sie ihre vorgenommene Geschwindigkeit einhalten würden. Gerade bei 1500m Läufern ist die Einteilung der Zeit über das Rennen wichtig. Die Untersuchung wurde in 11 Nachwuchsathleten durchgeführt, die 4 x einen 1500m Lauf absolvierten. Während des Rennens versuchten sich diese an ihren persönlichen Tempoplan anzunähern. Die ersten Läufe waren zur Eingewöhnung und dann steuerten die Athleten erst selbst die Zeit und dann die Drohne. Diese wurde als Geschwindigkeitsvorgabe eingesetzt. Die Drohen kann das Lauftempo der Jugendlichen auf der Strecke beeinflussen und mit der Drohne halten die Läufer besser das vorgegebene Tempo.

Nun kann man etwas in die Zukunft spinnen, wie eine Drohne im Training oder als Trainer:in selbst eingesetzt werden kann. Vielleicht kann diese auch schon bald direkte Rückmeldung während des Laufs (oder in anderen Sportarten) an die Athleten geben. Die Entwicklungen in der Sportwissenschaft bleiben auf jeden Fall spannend.